CTG-Beurteilung KSW

Inhaltsverzeichnis

CTG Indikationen

Bei einer Low Risk Schwangerschaft ist das standardmässige schreiben eines CTG vor dem ET nicht indiziert. Dies wir nur nach dringlicher Indikation ab 24+0 SSW gemacht:

Pränatal (ab 24+0 SSW, vorher Tokographie und HT)

  1. Anämie der Mutter (Hb <10 g/dl)
  2. Arrhythmien (speziell Tachyarrhythmien) des Feten im Ultraschall
  3. Blutgruppeninkompatibilität
  4. BD >/= 140/90mmHg
  5. Diabetes mellitus
  6. suspekter Doppler
  7. Nikotin- oder Drogen-Abusus
  8. Polyhydramnion (grösstes Depot >8cm oder AFI >20cm)
  9. Oligohydramnion
  10. Virale oder bakterielle Infektionen (Amnioninfektsyndrom)
  11. Maternale Kreislaufinstabilität
  12. Mehrlingsschwangerschaft
  13. Terminüberschreitung (ab T+0)
  14. Thrombophilien und Kollagenosen
  15. Unfall mit abdominalem Trauma oder schwerer mütterlicher Verletzung
  16. Vorzeitige Wehen (Tokolyse)/drohende Frühgeburt
  17. IUGR, SGA

Ausnahme: CTG nicht notwendig bei diätetisch gut eingestelltem Gestationsdiabetes oder Nikotinabusus oder St.n. Sectio im Rahmen des Geburtsprocederes (sofern keine anderen Risikofaktoren zusätzlich, auch in diesen Situationen nur auf ärztliche Indikatio

Dauer CTG

  • bei PDA
  • bei Syntocinocn-Infusion
  • bei Risiken (siehe nachfolgende Liste) ab MM 4 cm, sonst ab MM 6 cm, Anämie der Mutter (Hb <10 g/dl), Arrhythmien (speziell Tachyarrhythmien) des Feten im Ultraschall, Blutgruppeninkompatibilität, BD >/= 140/90mmHg, Diabetes mellitus Typ I, schlecht eingestellter Gestationsdiabetes, insulinpflichtiger Gestationsdiabetes, suspekter Doppler, Nikotin- oder Drogen-Abusus, Polihydramnion (grösstes Depot >8cm oder AFI >20cm), Oligohydramnion, Virale oder bakterielle Infektionen (Amnioninfektsyndrom), maternale Kreislaufinstabilität, Mehrlingsschwangerschaft, Übertragung (ab T+14), Thrombophilien und Kollagenosen, Unfall mit abdominalem Trauma oder schwerer mütterlicher Verletzung, Vorzeitige Wehen (Tokolyse)/drohende Frühgeburt, Kindliches Wachstum < 10. Perzentile

Beurteilung

Jede diplomierte Hebamme und alle Ärzte (in Weiterbildung) sind kompetent ein CTG selbstständig zu bewerten. Wird eine weitere oder weiter verantwortliche Person informiert, ist die eigene Bewertung mitzuteilen. Dabei ist zu bedenken, dass die CTG-Beurteilung ein stückweit subjektiv sein kann. Die CTG Bewertung steht im Geburtsverlauf und Geburtsbericht.

Vorgehen

  • Beurteilung der Ableitungsqualität, wenn unzureichend: Kopfschwartenelektrode
  • Klassifikation:
    • nach NICE-Kriterien: physiologisch / normal (engl.: normal), suspekt (engl.: suspicious), pathologisch (engl.: pathological)
  • Beurteilung der Wehenfrequenz nach NICE:  Tachysystolie: 5 oder mehr Kontraktionen in 10 Minuten
  • Dezelerationen:
    • Müssen in variable (Nabelschnurkompression), frühe (Kopfkompression) und späte (Hypoxiehinweis) eingestuft werden
    • Müssen. bei 50% der Kontraktionen auftreten, um die Klassifikation zu verschlechtern. Ausser: prolongierte Dez. > 3 Min.
  • Akzelerationen (Baseline-Anstieg von 15 bpm für mindestens 15 Sekunden und maximal 10 Minuten):
    • müssen gemäss NICE dokumentiert werden
    • gelten nicht als Merkmal zur CTG-Klassifikation, sollten jedoch in die Gesamtbeurteilung des CTG miteinbezogen werden
    • sind in der Regel ein Zeichen für fetales Wohlbefinden, auch bei verminderter Variabilität
    • die Abwesenheit von Akzelerationen bei ansonsten normalem / physiologischem CTG ist kein Hinweis für eine fetale Azidose
  • Sinusoidales Muster: Amplitude 5-15 bpm, 3-5 Zyklen pro Min., mindestens 30 Minuten. Das sinusoidale Muster ist Ausdruck einer fetalen Anämie und tritt bei Rh- oder anderen Antikörpern, fet.-mat.-Transfusion, fetofetale Transfusion und Ruptur Vasa prävia auf. Auch bei Hypoxie, Infektion, Herzfehler, Hydrozephalus, Gastroschisis.

CTG-Beurteilung nach NICE 2022 

Jedem Merkmal wird eine Farbe zugeteilt: weiss, gelb (engl.: amber) oder rot

Zur Klassifikation gelten folgende Regeln:

Normal / Physiologisch

  • Kein einziges gelbes oder rotes Merkmal (alle Merkmale sind weiss)

Suspekt

  • Ein gelbes Merkmal

Pathologisch

  • Ein rotes Merkmal

oder

  • Zwei oder mehr gelbe Merkmale

CAVE: Diese Klassifikation gilt nur für die intrapartale CTG-Beurteilung!

Beispiel sinusoidales CTG

  • Lagerung
  • Oxytocinstopp (jedoch nicht den Geburtsprozess aufhalten oder verlängern!)
  • Tokolyse
  • Ggf. Entfernung von Prostaglandinen
  • i.v.-Ringer oder p.o.-Flüssigkeit

Frühe Gestationswoche

  • Korrelation zwischen CTG und Depression / Azidose ist stärker bei Frühgeburt wegen reduzierter Glykogenreserve.
  • Weniger Variabilitätsverlust in den Schlafphasen. Eine Variablität unter 5 bpm ist früher ein Hinweis auf Hypoxie.
  • Physiologisch sind: weniger Akzelerationen, eine höhere Baseline (150-160 bpm) und häufiger vereinzelte Dezelerationen

Intrauterine Infektion

  • veränderte fetale Antwort auf Hypoxie: Fetus sensitiver für Hypoxie
  • Höherer O2-Bedarf, grösseres Risiko für metabolische Azidose

Dickes Mekonium

  • Dauer CTG bei zusätzlich IUGR, FG, Diabetes, suspektem CTG
  • Bei Variabilitätsverlust oder var. Dezelerationen häufiger tiefe 5 Min Apgar
  • Risiko für Mekoniumaspirationssyndrom,
  • Neonatologie OA zur Geburt

Diabetes mellitus

  • erhöhter Sauerstoffbedarf mit grösserer Gefahr einer subpartalen Asphyxie
  • grosszügige Indikation zur Sectio oder Fetalblutanalyse bei auffälligem CTG

FIGO consensus guidelines 2015 Int J Gynecol Obstet 

NICE intrapartum Care. Clinical guidelines 2022

Autor: A. Winkler, N. Muschel, I. Kaufmann
Überarbeitet: L. Sultan-Beyer, M. Weibel
KSW Version: 2.0, 01/2024