Vorzeitiger Blasensprung bei Frühgeburtlichkeit (PPROM) KSW

Inhaltsverzeichnis

Theoretische Einleitung

PPROM Preterm premature rupture of membranes

Bei Blasensprung zwischen 24+0 und 33+6 SSW wird, nach Ausschluss eines Amnioninfektes, der Versuch der Schwangerschaftsverlängerung ggf. durch Tokolyse für 48Std. bis nach Abschluss der Lungenreifungsinduktion angestrebt. Zwischen 23+0-27+6 SSW, unabhängig von drohenden Geburtsbestrebungen sollte die Patientin in ein Zentrum mit neonatologischer Intensivstation, welches auf extreme Frühgeborene spezialisiert ist, verlegt werden. Ab 28+0 SSW erfolgt die stationäre Aufnahme bei uns.

Bei Anzeichen eines Amnioninfektes (zB ansteigende Infektparameter, Tachykardie, Fieber ohne Hinweis auf anderen Infektfokus) ist die Entbindung unabhängig vom Schwangerschaftsalter oder LRI zwingend.

Ein ambulantes Management kann bei stabiler Situation ohne maternale/fetale Risikofaktoren und bestimmter Kriterien (GA, Kindslage, FW-Menge (bei Oligo eher kein ambulantes Management)) diskutiert werden, dies ist ein LA/CA Entscheid (1).

Bis zur 37+0 SSW erfolgt ein expektatives Vorgehen, sofern keine Anzeichen für einen Amnioinfekt bestehen. Ab 37+0 SSW leiten wir die Geburt ein.

Bei konservativem Vorgehen ist es notwendig, dass die Patientin engmaschig beobachtet wird und anhand regelmässiger klinischer Kontrollen und Laboruntersuchungen ein Amnioninfekt frühzeitig erkannt wird. Siehe auch: (2)

    Arbeitsanweisung / Checkliste

    • Sicherung des genauen GA
    • CTG
    • BD, Puls,T
    • Labor: Lc, CRP, Blutgruppe, AK-Suchtest, Serologien falls noch nicht vorhanden
    • Ustix, Uricult
    • Ultraschall: Schätzung des fetalen Gewichts, Kindslage, FW-Menge, Zervixlänge, Plazentalokalisation, Nabelschnurvorfall?
    • Spekulumuntersuchung (steril!): Zervixdilatation/-länge, FW-Abgang?, Amnisure, Abstriche: allg. Bakt., GO/Chl., Ureaplasmen, Nativ, pH, Streptokokken B Schnelltest
    • Geburtsprocedere festlegen (Spontangeburt möglich bei Schädellage, falls keine anderen Kontraindikationen)
    • ggf. Sectio-Aufklärung; Anästhesie informieren
    • Neonatologie informieren

    Therapie

    • LRI (2x12mg Celestan im Abstand von 24h) bei Blasensprung vor der 34. SSW
    • Tokolyse nur im Rahmen der LRI, ansonsten keine bzw. nur in Ausnahmefällen und ohne Hinweis auf Infekt
    • Thromboseprophylaxe (ATS und Clexane), falls Geburt nicht innerhalb der nächsten 12-24 Std. erwartet wird
    • Bei unmittelbar (d.h. innerhalb der nächsten Stunden) drohender Frühgeburt vor der 32. SSW fetale Neuroprotektion mit Magnesium (siehe Weisung Neuroprotektion)
    • Antibiotikaprophylaxe mit einmalig Azythromycin 1g p.os UND Amoxicillin 500mg p.o. 8stdl. für 7 Tage bei Blasensprung vor der 37. SSW, ggf. Modifikation der AB nach Erhalt der Abstrichresultate auf Station bzw. im Verlauf  
      • Bei Streptokokken Typ B Trägertum Prophylaxe mit Penicillin gemäss Schema
    • Bei Streptokokken Typ B Trägertum, kann nach unmittelbar (in den ersten 6Std.) erfolgter AB-Prophylaxe, ebenfalls bis maximal 37+0 SSW gewartet werden (1).
    • Bei pPROM ≥ 37+0 SSW: Einleitung gemäss Weisung pPROM am Termin
    • Bei pPROM vor der 24. SSW: bei persistierendem Oligo-/Ahydramnion Aufklärung über schlechte Prognose (interdisziplinäres Gespräch gemeinsam mit einem Neonatologen; Lungenhypoplasie etc)

    Verlaufskontrollen stationär

    • Sonographische Kontrolle 1-2x wöchentlich
    • Infektlabor alle 12 Std für 3 Tage, danach sofern stabil 2x/Woche
    • BD, Puls, T der Mutter 3x täglich sofern hospitalisert, bei ambulantem Vorgehen tägl. Temperatur Messung.
    • CTG 2x täglich
    • Postpartale Beobachtung für 48h, falls pPROM >18h vor Geburt erfolgt ist
    • MERKE: Wehen unter Tokolyse sind bis zum Beweis des Gegenteils als Hinweis für ein beginnendes Amnioninfektsyndroms zu werten!

    Verlaufskontrollen bei ambulantem Management

    • Sonographische Kontrolle 1-2x wöchentlich
    • Infektlabor 2x/Woche
    • T (idealerweise auch Puls über Pulsuhr) täglich als Selbstmessungen – Aufklärung über Limite, wann Vorstellung notwendig
    • CTG 2x/Woche

    Quellenangaben / Nachlesemöglichkeiten

    1.         Petit C, Deruelle P, Behal H, Rakza T, Balagny S, Subtil D, et al. Preterm premature rupture of membranes: Which criteria contraindicate home care management ? Acta obstetricia et gynecologica Scandinavica. 2018;97(12):1499-507.

    2.         Schmitz T, Sentilhes L, Lorthe E, Gallot D, Madar H, Doret-Dion M, et al. Preterm premature rupture of the membranes: Guidelines for clinical practice from the French College of Gynaecologists and Obstetricians (CNGOF). European journal of obstetrics, gynecology, and reproductive biology. 2019;236:1-6.

    Zimmermann R et al. Handbuch für Geburtshilfe, Klinik für Geburtshilfe, UniversitätsSpital Zürich 2018.

    S2k-Leitlinie  Prävention und Therapie der Frühgeburt

    Autor: E. Kapfhammer
    Authorisiert: L. Sultan-Beyer
    KSW-Version: 1.0, 04/2023