Geburtsnachbesprechung nach IUFT/vorzeitiger Plazentalösung KSW

Inhaltsverzeichnis

Nach einem IUFT oder einer vorzeitigen Plazentalösung sollte nach Erhalt der Autopsie-/Plazenta-/Genetik-/Labor-Befunde die Patientin zum Gespräch bei einem Kaderarzt des feto-maternalen Teams aufgeboten werden (in Absprache mit dem betreuenden Gynäkologen). Dies erfolgt in der Regel 6-12 Wochen postpartal.

Bei dem Gespräch gilt es die Befunde sowie deren Konsequenzen für eine Folgeschwangerschaft zu besprechen.

  • Besprechung der Befunde von Autopsie/Plazenta/Labor/Abstriche/Genetik
  • Falls IUFT in Zusammenhang mit schwerem IUWR oder Präeklampsie aufgetreten ist, soll eine hämatologische Abklärung bezüglich Thrombophilie 3 Monate postpartum geplant werden
  • Psychische Situation evaluieren, ggf Psychotherapie
  • Lifestyle-Modifikationen besprechen: z.B. Nikotinstopp, Ernährung etc.
  • Primäre Präventionsmassnahmen erläutern für eine Folgeschwangerschaft
  • Impfungen bei fehlender Immunität von VZV oder MMR nachholen, 3 Monate vor geplanter nächster Schwangerschaft
  • Ggf Einnahme von Aspirin cardio 150mg. Beginn ab der 12. SSW, spätestens vor der 16. SSW. Weiterführen bis 34 0/7 SSW.
  • Bei Antiphospholipid-Antikörper-Syndrom oder bestätigter Thrombophilie: präpartale Thrombose-Prophylaxe nach konsiliarische Evaluation durch die Hämatologie
  • Medikamentenliste überprüfen und ggf umstellen auf schwangerschafts-geeignetere Präparate
  • Normalisierung des Gewichtes im Falle einer Adipositas oder einer Anorexie
  • Keine Reisen in Zika-Endemie-Gebiete präkonzeptionell (Frau: bis mind. 3 Monate vorher; Mann: bis mind. 6 Monate vorher)
  • Generelle Empfehlungen zur SS-Vorsorge abgegeben
  • Submuköse Myome womöglich assoziiert mit vorzeitiger Plazentalösung. HSK/Resektoskopie zur Myomentfernung vor Folgeschwangerschaft diskutieren, Septum-Resektion bei Uterus subseptus anbieten.

Monitoring in Folgeschwangerschaft

  • Erhöhtes Risiko v.a. dann, wenn Ursache gefunden wurde. Inzidenz dann je nach Ätiologie z.b. bei vorzeitiger Plazentalösung zw. 3-15%
  • Bestimmung von PAPP-A im ETT: PAPP-A ≤ 0.4 MoM mit deutlich reduziertem Rezidivrisiko für plazentarassoziierten-IUFT (0.04%)
  • oGTT oder Nüchternblutzucker in der 12. SSW
  • Anlässlich erster SS-Kontrolle TSH, fT4, TRAK und TPO-Ak bestimmen
  • Doppler der A. uterina im Rahmen des 1. und 2. Screenings
  • Präeklampsie-Screening nach der FMF-London empfehlen
  • Frühes 2. Screening empfehlen
  • Bei St.n. IUFT gibt es ein erhöhtes Risiko für IUGR: ab 28. SSW engmaschige sonographische Wachstumskontrollen mit NSA-Doppler alle 2-4 Wochen, je nach psychischen Zustandes der werdenden Mutter
  • Konsequente Nachfrage nach Juckreiz plantar und solar, sowie am Stamm. Grosszügige Bestimmung der Cholestase-Parameter in der 32. – 36. SSW

Geburt

  • Zeitpunkt Geburt je nach psychischer Verfassung der Schwangeren bezüglich Angst vor einem erneuten IUFT wählen.
  • Ab 32. SSW oder 1-2 Wo vor letztem IUFT engmaschige Überwachung mit CTG
  • Grosszügig Einleiten bei Oligohydramnion, abnehmenden Kindsbewegungen, mütterlicher Angst, SGA, IUGR etc
  • bei St.n. IUFT am Termin Einleitung ab 37 0/7 SSW anbieten
  • bei St.n. IUFT < 37 0/7 SSW: Geburtszeitpunkt < 37 0/7 SSW diskutieren (Abwägung der späten Frühgeburtlichkeit des Kindes)
  • Schwangeren > 40 Jahren: Einleitung grosszügig ab 39 0/7 SSW anbieten, ab T + 0 klar empfehlen
  • Schwangere mit BMI> 40: Einleitung grosszügig ab 39 0/7 SSW anbieten
  • Komplikationen subpartal antizipieren (suspektes bis pathologisches CTG, mekoniumhaltiges Fruchtwasser bei suspektem CTG, stetige untermensstarker Vaginalblutung mit supektem CTG) und zeitnah entbinden.

Allgemeine Risikofaktoren für IUFT (gemäss ACOG 2020)

  • Schwarze "non-hispanic" Frauen: auch erklärt durch höhere Raten an Diabetes mellitus, Hypertonie, PPROM, vorzeitige Plazentalösung
  • Nulligravida
  • Erhöhtes oder sehr junges maternales Alter (< 15J oder > 35J)
  • Übergewicht: gewisse Evidenz, dass das IUFT Risiko mit dem Gestationsalter steigt, Übergewicht häufig assoziiert mit Plazentainsuffizienz
  • Präexistenter Diabetes
  • Chronischer Bluthochdruck
  • Rauchen
  • Alkoholabusus
  • ART-Schwangerschaft
  • Mehrlinge: IUFT Rate 2.5 fach erhöht bei Zwillingen im Vergleich zu Einlingen, höher bei monochorialen im Vergleich zu dichorialen
  • Fetus mit männlichem Geschlecht: 10% höheres IUFT Risiko (unklar wieso)
  • Unverheiratete Frauen (in gewissen Ländern mit niedrigem Sozialstatus verbunden und dadurch weniger SS-Vorsorge)
  • St.n. Schwangerschaft mit ungünstigem Ausgang ("adverse outcome")
    • Diverse Studien zu St.n. Sectio, kontroverse Ergebnisse, grosse Studien haben keine Assoziation gefunden, kleine Studien statistisch nicht signifikant

Referenzen)

SOCG 2016 Clinical Practice Guideline No.369, Management of Pregnancy Subsequent to Stillbirth

Ananth CV et al., Obstet Gynecol. 1996;88(2):309. Placental abruption and its association with hypertension and prolonged rupture of membranes: a methodologic review and meta-analysis

Toivonen S et al., Fetal Diagn Ther. 2004;19(4):336. Obstetric prognosis after placental abruption

Tikkanen M et al., Acta Obstet Gynecol Scand. 2006;85(1):40 Prepregnancy risk factors for placental abruption

Management of Stillbirth, ACOG Obstetric Care Consesus No. 10. American College of Obstetricians and Gynecologists. Obstet Gynecol 2020

Initialer Autor: A. Cottin
Überarbeitet: L. Gabriel
Autorisiert: L. Sultan-Beyer
KSW Version: 1.0, 05/2023