Äussere Wendung bei Beckenendlage KSW

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

In Terminnähe befinden sich etwa 2-5% aller Feten in Beckenendlage (BEL), 0,5% in Querlage (QL). Seit der Hannah Studie (Lancet 2000) werden die meisten Feten, welche in BEL sind, per elektiver Sectio entbunden.

Ziel: Diese Weisung regelt das KSW-interne Vorgehen vor und nach äusserer Wendung eines Feten aus BEL oder QL in Schädellage mit dem Ziel die deutlich risikoreichere Geburt aus BEL zu vermeiden.

Vor 36W0T:
bei persistierender BEL Beratung über Optionen:

  • spontane Wendung
  • äussere Wendung
  • primäre Sectio caesarea bei persistierender Beckenendlage
  • Spontangeburt aus BEL
  • Vorstellung an den geburtshilflichen Hintergrund bei Wunsch nach äusserer Wendung​​​​​​​​​​​​​​

​​​​​​​​​​​​​​Ab 36W0T:

Äussere Wendungen werden grundsätzlich erst ab 36W0T durchgeführt (Mehrparae eher etwas später, Primiparae etwas früher)

Planung: Anmeldung im KISIM über Termine

  • Termin bei OA und in Hebammensprechstunde
  • US: Lage, Haltung, Stellung, Plazentalokalisation, Biometrie, FW-Menge (AFI), Prüfen ob Kontraindikationen bestehen. Ausschluss Pl. praevia, Ausschluss Uterusmalformation, Ausschluss fetale Fehlbildung, Myome. Bei St. n. Sectio Beurteilung der Uterotomie, Nabelschnurumschlingung? mehrfach?
  • Probepalpation durch wendenden LA oder OA
  • Anamnese: Ausschluss Gerinnungsstörung, St. n. Uterusoperationen/andere Vor-Operationen
  • auf Möglichkeit alternativer Methoden in Hebammensprechstunde verweisen (Indische Brücke, Moxen, Akupunktur).
  • idealerweise persönliche Vorstellung des Arztes, der die Wendung durchführt
  • schriftliche Aufklärung für Wendung und Sectio caesarea
  • Telephonische Anmeldung in Gebärabteilung (durch Arzt) zur Planung
  • Vorstellung in der Anästhesiesprechstunde
  • Information an die Patientin über Eintrittszeit, Nüchternheit, Zeitbedarf und Nachkontrollen auch am Folgetag der Wendung durch Hebamme und AA/OA
  • Präoperatives Labor bei Wendung verordnen: Type&Screen, Blutbild, HbF

Indikationen

Beckenendlage oder Querlage ab 36 0/7 SSW (Nulliparae eher früher, Mehrparae eher später, unter Berücksichtigung der Begleitumstände-/faktoren, wie z.B. instabiler Kindslage).

• Sofern keine KI bestehen, kann die äussere Wendung auch zu Beginn der Eröffnungsperiode (Wehenbeginn, Blasensprung) durchgeführt werden

  • Absolute Kontraindikationen
    • aktive vaginale Blutung
    • Plazenta /Vasa praevia
    • Nabelschnurumschlingung um den fetalen Hals
    • Schwere PE/HELLP
    • Mehrlinge
    • Mütterliche KI für Betasympathomimetika
    • Suspektes oder pathologisches CTG
    • IUGR
    • Fetale Fehlbildungen
    • alle Kontraindikationen für eine vaginale Geburt
  • relative Kontraindikationen
    • Diabetes mellitus Typ 1
    • St. n. Sectio
    • Oligohydramnion
    • Adipositas (Kind nicht fassbar)
    • Anatomie: enges Becken, Tumore im kleinen Becken, Uterusanomalie (z.B. subseptus, bicornis)
    • uterin: rezidivierende Blutungen in II. SS-Hälfte
    • St. n. Plazentalösung
  • Erfolgschancen ca. 50 %, je nach Wendungsscore s. Anhang
  • Praktisches Vorgehen, Erklärung manuelle Manöver, Gründe für einen Abbruch der Wendung
  • bei Komplikationen Sectio nötig/möglich (sehr selten, aber möglich)
  • Durchführung im GEBS
  • i.v.-Tokolyse ggf. nötig
  • Zeitbedarf Manöver und CTG-Kontrollen am Tag der Wendung und am Folgetag
  • Risiken gemäss Literatur:
    • fetal distress (bis 30 % passagere Dezelerationen / Bradykardie)
    • retroplazentares Hämatom
    • Abruptio placentae (3%)
    • fetomaternale Transfusion (3 %)
    • NS-Komplikationen (1.5 %)
    • vorzeitige Wehen (1 %)
    • vorzeitiger Blasensprung (0.5 %)
    • Uterusruptur (extrem selten)
  • Durchführung im Gebärsaal
  • Bei Eintritt direkt Kontrolle Sono: noch BEL?, wenn ja, weitere Schritte:
  • Venflon + BE (T&S, BB, HbF) s. Flowchart
  • Spitalhemd, KEIN DK
  • Pat. nüchtern belassen
  • CTG mind. 30 min
  • Tokolyse i.v. mit Gynipral-Bolus: 2ml Gynipral (10mcg(2ml) + 8ml Nacl (bereit legen für Wendung, 1-2 ml-weise direkt i.v. applizieren auf Ordo OA/LA)
  • Ultraschallgel bereitstellen
  • US ins Gebärzimmer, Miktion vor Wendung, leichte Trendelburg-Lagerung
  • Stillkissen bereit halten für Beckenhochlagerung
  • Rollen der involvierten Personen klären/vor der Wendung besprechen
  • Rückenlage, Beine leicht flektiert. Kopftieflage (leichte Trendelenburglagerung) nur auf Ordo (Steiss fest im maternalen Becken)
  • Wendung durch OA / LA in Anwesenheit GEBS-AA (OP sollte frei sein)
  • Wendungsversuch unter Ultraschallkontrolle
  • Sofortige CTG-Kontrolle nach Wendung
  • Rhesusprophylaxe falls Rhesus negativ
  • US-Lagekontrolle
  • Nach geglückter oder missglückter Wendung Tokolyse sistieren (falls verwendet)
  • Positionierung der Patientin in erhöhter Rückenlage oder Seitenlage, ggf. Fixierung des Kindes durch z.B. Handtuchrollen seitlich am Abdomen
  • Im Falle einer möglichen oder klaren Rhesuskonstellation Gabe von Rhophylac 300 mcg (neutralisiert ca. 16-20 ml fetales Blut) im Anschluss an die Wendung
  • CTG-Überwachung über 90 Minuten direkt im Anschluss an das Wendungsmanöver; Wiederholung CTG erneut nach 4-6 Std
  • Erneute CTG-Kontrolle und US-Lagekontrolle des Kindes vor Austritt
  • HbF Flowzytometrie (Fetal Cell Count Kit) (falls nicht verfügbar, dann HbF Kleihauer-Test) bei allen Frauen 4 Std. nach Wendung
  • Doppler MCA zum Ausschluss einer Anämie
  • Kontrolle HbF und Doppler am Folgetag, 24h nach der Wendung

Je nach Ausgang des Wendungsversuches werden folgende Szenarien angeschlossen:

  • Bei suspektem CTG geburtshilfliches Standardvorgehen (Hospitalisation, Oberservatio, Einleitung/Entbindung je nach Situation und Verlauf)
  • Im Falle einer erfolgreichen Wendung mit erhöhtem Risiko der Rückdrehung in BEL, grosszügige direkte Einleitung mit zunächst Oxytocin
  • Im Falle einer erneuten BEL kann ein erneuter Wendungsversuch erfolgen
  • Geburtseinleitung grosszügig ab 39+0 SSW, spätestens ab 40+0 SSW besprechen
  • auf noch bestehende Möglichkeit spontaner Wendung hinweisen
  • Wunsch nach Sectio, dann kann diese bei 38-39 SSW geplant werden
  • Aufklärung: bei persistierender BEL/QL bei vBS unverzüglich melden, möglichst Becken hochlagern
  • Wunsch nach vaginaler Steissgeburt: indivduelle Beratung durch LA/CA

 

Literatur

Kainer F, Sanfte Wendung bei Beckenendlage. Gynäkologische Praxis. 2003, Band 27: 627-633

Autor: L. Sultan-Beyer
KSW- Version: 1.0, 01/2024