Postmenopausale Blutung (Postmenopausale AUB)
Inhaltsverzeichnis- Definition / Klassifikation
- Differenzialdiagnosen
- Diagnostisches Vorgehen mit Fokus auf die Postmenopause
- Management postmenopausale Blutung in Abhängigkeit von der Häufigkeit, der Einnahme von HT und der Endometriumdicke
- Therapie-Optionen
Eine postmenopausale Blutung (PMP-Blutung) ist per Definition eine abnorme uterine Blutung (AUB).
Der Hauptartikel zu den AUB ist hier zu finden.
Definition / Klassifikation
- eine postmenopausale Blutung ist jegliche Blutung nach der Menopause
- die wichtigste Indikation zur Abklärung von AUB in der Postmenopause ist der Beweis oder der Ausschluss von Malignität
- jede postmenopausale Blutung bedarf einer gynäkologischen Abklärung, ABER nicht jede postmenopausale Blutung bedarf einer operativen Intervention
- Es kann gesagt werden, dass sich ein Endometriumkarzinom zu 90% mit einer Blutung manifestiert, aber nur 9% der postmenopausalen Blutungen ein Endometriumkarzinom zugrunde liegt
- grundsätzlich gilt es, wie bei der prämenopausalen AUB, an praktisch die gleichen Ursachen zu denken
Differenzialdiagnosen
Koagulopathien |
Von-Willebrand-Syndrom Faktormangel (zB. FVIII, FIX) Thrombozytenfunktionsstörung |
Infektion |
Zervizitis Endomyometritis fistelnde Divertikulitis oder Karzinomerkrankungvon benachbarten Organen |
Strukturell |
Atrophie Adenomyose Myome Malignität/CIN/Endometriumhyperplasie Polypen Ektopieblutung |
Iatrogen |
Antikoagulantien Hormontherapie Tamoxifen |
Varia |
Östrogenproduzierende Tumore Adipositas mit rel. Östrogenüberproduktion |
Diagnostisches Vorgehen mit Fokus auf die Postmenopause
- Anamnese: Häufigkeit des Vorkommens der Blutung, Trauma, GV vorangehend, mit Schmerzen assoziiert, Hinweise auf Gerinnungsstörung, Medikamenteneinnahme (Gerinnungs-beeinflussende Medikamente; Tamoxifen, HT, Steroide), Familienanamnese
- Spekulum/ggf. Kolposkopie: Hinweis auf Cervixkarzinom, Polypen/Myome in statu nascendii
ev. Pap-Entnahme, ev. Biopsie, Nativ, Abstrichentnahme - Bimanuell: Schmerzen, Raumforderung
- Digitalrektale Untersuchung: vor allem bei konkreten Hinweisen auf ein Karzinom oder bei V.a. Blutung ab ano (nicht vaginal)
- Ultraschall: Hinweise auf organische Genese (Polyp, Myom); Beurteilung Endometrium nach IETA s.u.; V.a. Malignom im Bereich Zervix/Uterus? Hinweis auf Malignom ausgehend von benachbarten Organen (Blase, Rektum); Ovarien: Tumore (solide Tumore wie Granulosazelltumore können hormonellen Einfluss auf das Endometrium haben und so zu Blutungsstörungen führen); Hinweise auf Adenomyosis uteri
- Hydrosonographie: Bei V.a. Polyp oder intracavitäres Myom
- BMI: >30 und <35 2.6 fach erhöhtes EM-Ca Risiko
>35 4.7 fach erhöhtes EM-Ca Risiko; vergl. mit BMI <25 (Shaw et al., 2016)
zusätzliche Abklärungen je nach Bedarf:
- Labor: je nach Blutverlust Blutbild, je nach Fragestellung Gerinnungsstatus
- Ggf. Pipelle der Cornier;
CAVE: ein negatives Ergebnis schliesst ein Endometriumkarzinom nicht aus - HSC/Curettage
Management postmenopausale Blutung in Abhängigkeit von der Häufigkeit, der Einnahme von HT und der Endometriumdicke
- TVUS ist kein geeignetes Screening Tool für Endometriumkarzinom in asymptomatischen, postmenopausalen Patientinnen (ohne Blutung)
- rezidivierende postmenopausale Blutungen sind unabhängig von den Untersuchungsbefunden (auch bei unauffälligem Endometrium) grundsätzlich invasiv abzuklären (HSC/Curettage)
- Endometrium <= 4mm hat >99% negativen prädiktiven Wert für Endometriumkarzinom
- bei einmaliger postmenopausaler Blutung ist das Vorgehen abhängig von der Endometriumdicke mit oder ohne HT
- ohne HT: Abklärung mittels (ev. vorgängig Pipelle) HSC/Curettage ab Endometrium von 5mm (>= 5mm)
- mit HT, Endometrium < 8mm, keine Abklärung nötig; falls Endometrium >= 8mm, Abklärung nötig
(Sheng et al.: when the cut-off value for endometrial thickness was 7.35 mm, the sensitivity and specificity were 100% and 79.07%, respectively)
- Ein Endometrium >= 4mm als Zufallsbefund in postmenopausalen Patientinnen soll nicht routinemässig invasive Abklärungen triggern, ein individualisiertes Assessment inkl. RF und FA ist angemessen
- Bei asymptomatischen, postmenopausalen Patientinnen sollte eine histologische Abklärung bei einem Endometrium >= 12mm erfolgen (Smith-Bindman et al., EM-Ca Risiko 0.002% <= 11mm, EM-Ca Risiko 6.7% > 11mm)
Therapie-Optionen
- kein Malignitätsnachweis: in der Regel keine weiteren Massnahmen
- Bei funktionellen Blutungsstörungen unter HT ggf. HT pausieren bis zum Blutungsstopp oder Primolut N 3x/d für 10 Tage; Wiederbeginn nach Blutungsstopp
- Bei Karzinomnachweis richtet sich die Therapie nach dem jeweiligen Karzinom und Stadium
Autor: S. Verta
Überarbeitet: S. Toth
KSW-Version: 1.0, 03/2022