Vorzeitige Ovarialinsuffizienz (POI)

Inhaltsverzeichnis

Definition

Verlust der ovariellen Funktion vor dem 40. Lebensjahr mit mindestens 4 Monaten Oligo- oder Amenorrhoe, niedrigem Estradiol und einem FSH>25 IU/l (zwei Mal im Abstand von > 4 Wochen, Cut-off von 25 IU/l gemäss ESHRE).

Diagnose

  • Anamnese (Medikation/Chemotherapie, chir. Eingriffe, Sexualität, PMP Symptomatik etc)
  • Familienanamnese (Eintritt Mutter in Menopause)
  • E2, FSH
  • Chromosomenanalyse (bei vorliegender KoGu)
  • Fragiles X (bei vorliegender KoGu)
  • TPO-AK
  • 21-OH-/ACA-AK
  • DXA-Scan v.a. bei zusätzlichen Risikofaktoren

Mögliche Folgeerkrankungen

  • Kardiovaskulär
  • Osteoporose

Therapie

  • SGGG - Checkliste! Risikofaktoren ausschließen
  • Systemische Hormontherapie mit Estradiol und Gestagen (mit Uterus) bis 52 Jahre
  • Transdermale Applikation von Estradiol v.a. bei kardiovaskulärem Risiko bevorzugt
  • Estrogen ggf. zusätzlich lokal
  • Ggf. Androgene
  • Nikotinabstinenz und gesunder Lebensstil (Bewegung, Adipositas vermeiden)
  • Vitamin D und Kalzium
  • Psychologische Begleitung anbieten

Peri- und Postmenopause Diagnostik und Interventionen S3 Leitlinie:

Empfehlungsgrad B: Frauen mit POI sollten über die Wichtigkeit einer hormonellen Behandlung mit einer HRT oder kombinierten oralen Kontrazeptiva (OC) zumindest bis zum natürlichen Menopausenalter aufgeklärt werden, sofern keine Kontraindikationen gegen eine HRT oder kombinierte OC vorliegen.

Beide Behandlungsmöglichkeiten haben spezifische Vor-/Nachteile die bedarfsgerecht berücksichtigt werden müssen:

  • Hormonale Kontrazeptiva vermeiden Stigmatisierung und bieten sichere Kontrazeption.
  • Eine HRT soll eine physiologische Hormonsubstitution gewährleisten und möglicherweise positive Langzeitauswirkungen für die Gesundheit. Übernahme der Kosten durch die KK. Zusätzliche Kontrazeption aber notwendig.
  • Über 40 Jahren sollte der HRT der Vorzug gegeben werden.

Frauen mit POI sollen über folgende Punkte aufgeklärt werden

  • Eine HRT kann im Vergleich zu kombinierten oralen Kontrazeptiva einen positiven Einfluss auf den Blutdruck haben
  • Sowohl eine HRT als auch kombinierte orale Kontrazeptiva bewirken einen Knochenschutz.
  • Eine HRT bietet keine kontrazeptive Sicherheit.
  • Frauen mit POI und Kontraindikationen gegen eine hormonelle Therapie sollen über Fragen der kardiovaskulären und Knochengesundheit und zu anderen Therapien klimakterischer Symptome beraten werden.
  • Frauen mit POI sollen grosszügig an spezialisierte Zentren verwiesen werden

Bei Kinderwunsch

Eizellspende. Cave: Risikoschwangerschaft (und in der Schweiz nicht zugelassen!)

Pubertätsinduktion

Ab 12 Jahre für 2 Jahre mit ansteigender Dosis von 17beta Estradiol

Nach 2 Jahren oder bei Blutungen zusätzlich zyklisch Gestagen

Keine Pille für diese Indikation

Literatur

ESHRE Guideline POI 2015

Peri- und Postmenopause Diagnostik und Interventionen S3 Leitlinie  AWMF (2020)

Autor: A. Vidal
Überarbeitet: L. Gabriel
KSW-Version: 2.0, 11/2023