Prämenstruelles Syndrom

Inhaltsverzeichnis

Definition

Prämenstruelles Syndrom (PMS)

Als prämenstruelles Syndrom (PMS) werden in der Lutealphase zyklisch wiederkehrende physische, psychische Symptome und Verhaltensmuster definiert, die zu einer Beeinträchtigung der persönlichen und sozialen Beziehungen, aber auch des normalen Lebensalltages führenund somit die Lebensqualität erheblich beeinflussen. Die Beschwerden beginnen prämenstruell und verlieren sich mit dem Menstruationsbeginn.

Premenstrual dysphoric disorder (PMDD)

Schwere Form des PMS, unter der 3-8% der Frauen leiden. Nach DSM-IV als „premenstrual dysphoric disorder“ (PMDD) bezeichnet. Klinische Kriterien für das Vorliegen einer PMDD sind dabei das Auftreten von mindestens fünf spezifischen Symptomen.

Durchschnittlich dauert es 9 Jahre vom Auftreten der Symptomatik bis zur Diagnosestellung!

Diagnostik

prospektive Selbstbeobachtung über 2 Zyklen mittels Zyklustagebuch: typisch sind symptomfreie präovulatorische Phasen

Diagnosekriterien

Die „International Classification of diseases, 10th revision“ fordert mindestens 1 Symptom für die Erfüllung der Diagnose PMS:

Diagnosekriterien für PMDD: mindestens 5 Symptome

Differentialdiagnosen

  • zyklusabhängige Verschlechterung einer anderen psychischen Störung
  • zyklusabhängige Verschlechterung einer körperlichen Erkrankung (z.B. Asthma, funktionelle Darmerkrankungen, multiple Sklerose)

Therapie

Gute Evidenz für

selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI), ggf. zyklische Gabe (auf Lutealphase begrenzt)

  • Sertralin
  • Fluoxetin
  • Escitalopram

Keine gute Evidenz für

  • Drospirenon-haltiges orales Kontrazeptivum: Bei PMDD können Drospirenon-haltige kombinierte orale Kontrazeptiva zu einer Reduktion der Beschwerden führen. Allerdings wurde auch ein großer Plazebo-Effekt nachgewiesen. Es ist derzeit unklar, ob der Effekt auch nach drei Monaten Therapiedauer erhalten bleibt.
  • Besserung durch Verkürzung bzw. Elimination des hormonfreien Intervalls

Expertenkonsens S3 Leitlinie Hormonelle Empfängnisverhütung:

Der Einsatz kombinierter oraler Kontrazeptiva im Langzyklus zur Therapie des PMS sowie der Einsatz kombinierter Drospirenon-haltiger Kontrazeptiva zur Therapie von PMDD kann unter individueller Risikoabwägung (Thrombose) erwogen werden.

Literatur

Maharaj S and Trevino K. J Psychiatr Pract. 2015 Sep;21(5):334-50.

Marjoribanks et al. Cochrane Database Syst Rev. 2013 Jun 7

Pearlstein T, Steiner M (2008) Pre­menstrual dysphoric disorder: bur­den of illness and treatment update. J Psychiatry Neurosci

Dr. med. Gesa Otti-Rosebrock et al. Das prämenstruelle Syndrom (PMS). Gynäkologie 02/2015

Hormonelle Empfängnisverhütung S3 Leitlinie 2020

Dorsch V.: Die prämenstruellen Syndrome PMS und PMDS, Der Gynäkologe 2018: 51: 110 - 116

Autor: A. Vidal
Überarbeitet: L. Gabriel
KSW-Version: 2.0, 11/2023