1x1 der hormonellen Kontrazeption

Inhaltsverzeichnis
  • Ausführliche  persönliche sowie familiäre Anamnese: Ausschluss Risikofaktoren gemäss SGGG-Checkliste
  • Voroperationen: z.B. St.n. Magenbypass?
  • Medikamente: Interaktionen?
  • BMI und Blutdruck-Messung vor Verschreibung, Leberwerte nur bei Risikofaktoren?
  • Infomaterial zu den verschiedenen Methoden der Kontrazeption bereithalten
  • Merkblatt für Anwenderinnen zur Abgabe an Patientin vorbereiten

Expertenbrief zum Thromboembolierisiko unter CHC

SGGG-Checkliste

Handout für Ärzte zur Verschreibung CHC

Merkblatt für Anwenderinnen zur CHC

Übersicht zur Antikonzeptionsberatung

  • Einnahmeschema, Vorgehen bei Vergessen erklären

Link vergessene Pille

  • Harmlose NW erklären, Angst nehmen
  • häufigste Gründe für Einnahmestopp: Blutungsstörung in den ersten Monaten (vorab darauf hinweisen!), Angst vor NW, vor Krebs, vor Unfruchtbarkeit!
  • ggf. Verlaufskontrolle nach 3 Monaten planen: gezielte Nachfrage nach NW und Anwendungstreue! v. a. in Hormonsprechstunde und Kinder-und Jugendgynäkologie
  • bei Wunsch nach Wechsel des CHC: besser direkter Wechsel statt Abbruch und Neuverordnung nach Pause (Thromboembolierisiko!)
  • Keine hormonelle Kontrazeption ohne Gestagen

Was brauche ich aus dem gesamten Repertoire von knapp 100 Kontrazeptiva für's 1x1?

  • Eine normale Pille für die Erstverschreibung: Elyfem20 ®
  • Eine antiandrogene Pille: Valette ®Belarina ® oder Qlaira ®
  • Eine rein gestagene Pille (POP): Cerazette ®
  • Nicht Pille: Mirena®

Nicht empfohlen

  • Depot-MPA (Depo-Provera®/ Sayana®):
    • Gewichtszunahme
    • erhöhtes Thromboserisiko
    • Abnahme der Knochendichte
    • verzögerte Rückkehr zu Fertilität um bis zu 9 Monate

Übersicht in der Schweiz zugelassener hormonaler Kontrazeptiva 

 

Langzyklus: Hormongabe für >28 Tage (siehe oben): starrer/ flexibler/ modifizierter Langzyklus!

  • Vorteile bei zyklusabhängigen Beschwerden (z.B. auch Migräne in der Pillenpause!)
  • Vorteile bei Endometriose, Uterus myomatosus, PMS und Hyperandrogenismus bei PCOS
  • Anwendung aufgrund individueller Präferenz ebenfalls möglich
  • Hinweise: Während der ersten Phase des Langzyklus treten Blutungsstörungen/ Spotting gehäuft auf. Mit zunehmender Dauer der Anwendung bleiben die Blutungsstörungen aus und es kommt bei der Mehrzahl der Frauen zur (gewünschten) Amenorrhoe.
  • Die Patientin sollte  über „off-label-use“ aufgeklärt werden.                  

Antiandrogene CHC

  • jede Pille mit EE hat einen antiandrogenen Effekt!
  • Antiandrogene Pille, siehe auch: Hyperandrogenämie
  • Kombinierte Kontrazeptiva erhöhen das VTE-Risiko signifikant. Dies gilt explizit auch für die parenteralen Anwendungen (Vaginalring, Verhütungspflaster). Gestagenmonopräparate sind, ausgenommen die 3-Monats-Spritze (Depot-MPA), nicht mit einem erhöhten VTE-Risiko assoziiert.
  • Vor Verordnung von kombinierten Kontrazeptiva soll eine individuelle Erhebung des VTE-Risikos erfolgen ( SGGG Checkliste). Bei erhöhtem VTE-Risiko sollen kombinierte Kontrazeptiva nicht angewendet werden.
  • Bei Frauen mit erhöhtem VTE-Risiko können Gestagenmonopräparate angewendet werden (Ausnahme Depot-MPA).

 

Hormonelle Empfängnisverhütung S3 Leitlinie 2020

S3 Leitlinie hormonelle Empfängnisverhütung

 

Thromboserisiko der Gestagene

Allgemeines aus der S3 Leitlinie hormonelle Empfängnisverhütung:

  • Alle Frauen, die ein enzyminduzierendes Medikament verschrieben bekommen, sollten beraten werden eine zuverlässige Kontrazeption anzuwenden, die durch Enzyminduktion unbeeinflusst ist.
  • Frauen, die die Einnahme kombinierter oraler Kontrazeptiva bei gleichzeitiger Kurztherapie (≤ 2 Monate) mit enzyminduzierenden Medikamenten nicht beenden möchten, sollten KOK mit 30μg Ethinylestradiol, Hormonpflaster oder Vaginalring mit zusätzlichen Barrieremethoden kombinieren. Zudem sollte ein erweitertes oder trizyklisches Regime angewendet werden mit einem anwendungsfreien Intervall von 4 Tagen. Auch 28 Tage nach Absetzen des enzyminduzierenden Medikamentes sollten zusätzliche Verhütungsmethoden angewendet werden.
  • Frauen, die weiter ein orales Gestagen-Mono-Kontrazeptivum oder ein Implantat anwenden möchten unter einer Kurztherapie (≤2 Monate) mit enzyminduzierenden Medikamenten sowie 28 Tage nach Beendigung solch einer Therapie, sollten die Pilleneinnahme zusätzlich mit Barrieremethoden kombinieren.
  • Frauen, die enzyminduzierende Medikamente einnehmen und eine Notfallkontrazeption benötigen, sollten über die Interaktionen mit oralen Kontrazeptiva und den potentiellen Wirksamkeitsverlust aufgeklärt werden und es sollte ein Kupfer- IUS angeboten werden.
    • Frauen, die eine Notfallkontrazeption benötigen und enzyminduzierende Me- dikamente einnehmen sowie bis 28 Tage nach Beendigung solch einer Therapie, sollte empfohlen werden, 3 mg LNG als Einzeldosis (= 2 Tabletten LNG) so schnell wie möglich, innerhalb von 12h nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr einzunehmen. (Die Einnahme von LNG >72h nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr sowie die doppelte Dosis ist lt. Packungsbeilage nicht zugelassen)
    • Ulipristalacetateinnahme wird nicht empfohlen.
  • Zusätzliche Verhütungsmethoden sind nicht notwendig während oder nach der Einnahme von Antibiotika, die nicht enzyminduzierend wirken.
  • Sollte das Antibiotikum oder die Erkrankung zu Erbrechen und Diarrhoe führen, sind zusätzliche Verhütungsmethoden zu empfehlen.

Auswahl an Medikamenten mit CHC-Wechselwirkung

  • Johanniskraut
    • CYP3A4-Induktor: Wirkverlust der CHC
  • Antiepileptika:
    • Valproat: CHC führt zu Wirkverlust
    • Lamotrigin: CHC führt zu Wirkverlust
    • Dibenzazepine (Carbamazepin) ist dosisabhängiger CYP3A-Induktor: möglicher Wirkverlust der CHC mit Durchbruchsblutungen
    • Phenobarbital/ Phenytoin schwächt Wirkung der CHC ab (Durchbruchsblutungen
    • neuere Antiepileptika wie Gabapentin/Levetiracetam/Zonisamid/Lacosamid: kein relevanter Einfluss auf Wirkung der CHC à simultane Anwendung unbedenklich!
  • Rifamycin-Derivate (Tuberkulostatika):
    • CYP3A4-Induktor à beschleunigter enzymatischer Abbau von Gestagen- und Estrogenderivaten à Wirkverlust CHC
  • antiretrovirale Medikamente im Rahmen der HIV-Therapie
    • je nach Substanzklasse ggf. CYP-Hemmung oder Aktivierung
  • Christoph Keck Kontrazeption im Langzyklus. Gynäkologe 2019 · 52:98–106
  • Hormonelle Empfängnisverhütung S3 Leitlinie 2020
  • Mahmoudi et al.: Arzneimittelwechselwirkungen bei oralen Kontrazeptiva. Gynäkologe 2019. 52: 117 - 125
  • Bastos M et al.  : Combined oral contraceptives: venous thrombosis. – The Cochrane database of systematic reviews 2014
  • Thomas Hess. Checkliste hormonelle Kontrazeption. 2011

Autor: A. Vidal
Überarbeitet: L. Gabriel
Autorisiert: F. Götze
KSW Version: 2.0, 09/2024