Nalbuphinhydrochlorid (Nalbuphin OrPha®) KSW

Inhaltsverzeichnis

Indikation

Schmerzreduktion in der Latenzphase

Kontraindikationen

  • Pathologisches CTG
  • Frühgeburtlichkeit
  • Geburt innerhalb 2h absehbar
  • Risikoschwangerschaft: Nur nach Rücksprache mit Anästhesie
  • Wunsch nach EDA oder EDA geplant (relative Kontraindikation)
  • Anwendung einer Remifentanil-PCA erst 4 Stunden nach letzter Nalbuphin-Gabe möglich!
  • Kein Gebrauch bei Patientinnen unter chron. Opiaten wie Methadon oder Heroin (würde zum sofortigen Entzug führen!)

Verabreichung

Intravenöse Applikation

1 Amp. Nalbuphin Orpha (20mg/2ml) in 100ml NaCl 0,9%.

Nalbuphin Wirkung:

  • Als schwaches Opioid ersetzt Nalbuphin das seit den 50er Jahren in der Geburtshilfe eingesetzte Pethidin. Bei vergleichbarer Schmerzreduktion zeigt es eine deutlich schwächere und weniger lang anhaltende Atemdepression und Sedierung beim Neugeborenen.
  • Die Schmerzlinderung durch systemische Opioide ist bei geburtswirksamen Wehen meist ungenügend und somit sind sie nicht Mittel der Wahl.
  • Vorteil Ceiling- Effekt: Nalbuphin erzeugt am μ-Opiatrezeptor, durch dessen Aktivierung die Schmerzreduktion sowie die Atemdepression erfolgt, eine partiell agonistisch- und antagonistische Wirkung. Es wird ab einer Konzentration von 0.3mg/kgKG ein sog. Ceiling- Effekt erreicht, ab welchem mit steigender Dosierung keine Steigerung der atemdepressiven Wirkung mehr erfolgt.
  • Die Schmerzreduktion durch Nalbuphin erfolgt überwiegend über eine Stimulation der k-Opiatrezeptoren, welche keine Atemdepression machen.
  • Wirkungseintritt- und dauer von Nalbuphin: nach i.v. Gabe Wirkung innerhalb 2-3min für 3-6h
  • Nachteil: Die gleichzeitige Gabe von reinen μ- Agonisten (Morphin, Pethidin, Remifentanyl) ist kontraindiziert bzw. diese Wirkstoffe können an den Opiat- Rezeptoren nicht mehr die volle Wirkung entfalten.

Nebenwirkungen von Nalbuphin

Übelkeit, Sedation (weniger als unter Pethidin), Reaktionen an der Injektionsstelle (Brennen, Schmerzen, Schwellung

Nalbuphin kann zu typischen CTG-Veränderungen, welche durchaus den Veränderungen im Rahmen einer Hypoxie gleichen, führen und eine deutliche Reduktion der Akzelerationen und vor allem der Bandbreite beinhalten, während die Basalfrequenz üblicherweise unverändert bleibt (Giannina et al. 1995), für 2-4 h.

Überdosierung

Wegen des aktiven Metaboliten des Pethidins, dem Norpethidin, kann die atemdepressive und sedierende Wirkung beim Neugeborenen bis zu mehreren Tagen anhalten, während die Halbwertszeit von Nalbuphin beim Neugeborenen ca. 4h beträgt.

Vorteil gegenüber Pethidin

Wegen des aktiven Metaboliten des Pethidins, dem Norpethidin, kann die atemdepressive und sedierende Wirkung beim Neugeborenen bis zu mehreren Tagen anhalten, während die Halbwertszeit von Nalbuphin beim Neugeborenen ca. 4h beträgt.

Stillen

sofort nach Geburt möglich

Wichtig:

Info Anästhesie falls eine EDA oder Sectio im Verlauf vorgesehen wird

Literatur

Mitterschiffthalter G et al. Pethidine or nalbuphine for obstetric analgesia? Geburtshilfe Frauenheilkd. 1991;51(5):362-5
D. Anderson et al. A Review of systemic Opioids Commonly Used for Laor Pain Relief. Journal of Midwifery Womens Health, 2011;56(3):222-39
Dan U. et al. Intrevenous pethidine and nalbuphine during labor:a prospective double-blind comparative study. Gynecol Obstet Invest. 1991;32(1):39-43

Giannina G, Guzman ER, Lai YL, Lake MF, Cernadas M, Vintzileos AM (1995) Comparison of the effects of meperidine and nalbuphine on intrapartum fetal heart rate tracings. Obstet Gynecol 86:441–445

Peter Kranke, Anästhesie und Analgesie in der Geburtshilfe, Springer-Verlag, 02/2023

Autor: J.Ranieri, A.Kyburz, M.Stocker, M.Hodel
Überarbeitet: S. Bryski, L. Sultan-Beyer
KSW-Version: 1.0, 03/2024